Kooperationsvereinbarung zur psychosozialen Notfallversorgung unterzeichnet

Seit Ende der 90er Jahre wurde in fast allen Städten und Kreisen Baden-Württembergs eine sogenannte psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) aufgebaut, um Menschen in kritischen Lebenssituationen dabei zu helfen, mit der akuten Belastung zurechtzukommen.

Unverzichtbarer Teil des Gesamtpakets PSNV ist die Notfallseelsorge, in der hauptberuflich und ehrenamtlich tätige Seelsorgerinnen und Seelsorger der Kirchen mitarbeiten. Landesweit und auch im Landkreis Heidenheim hat sich die Notfallseelsorge zu einem zentralen Akteur innerhalb der PSNV entwickelt, der die Bereitschaft rund um die Uhr garantiert. Die Notfallseelsorge im Landkreis Heidenheim wurde im Juni 1998 gegründet.

Seit 2008 gibt es zudem den Kriseninterventionsdienst (KID) des DRK. Notfallseelsorge und DRK decken den Bereich der PSNV-B ab, der für Angehörige, Hinterbliebene, Vermissende sowie Unfallzeugen von Notfällen zuständig ist. Das aus Kräften der Notfallseelsorge und verschiedener Hilfsorganisationen, darunter das DRK und die Feuerwehren, bestehende Einsatznachsorgeteam ist im Jahr 2023 hinzugekommen und kümmert sich speziell um die Nachsorge für die Einsatzkräfte selbst (PSNV-E).
Im Jahr 2023 zählte die der Gesamtbereich der PSNV im Landkreis 107 Einsätze. Im laufenden Jahr sind es bis dato bereits 115 Anforderungen, die von insgesamt ca. 40 Einsatzkräften im Bereich PSNV-B und 20 Mitgliedern des Einsatznachsorgeteams (PSNV-E) übernommen wurden.

Mit der Absicht, auch zukünftig gute Rahmenbedingungen für die Mitwirkenden der PSNV vor allem in personeller Hinsicht zu schaffen, wird ab dem Jahr 2025 eine Koordinationsstelle-PSNV im Bereich der Kirchen geschaffen, die verantwortlich für die Planung und Aufrechterhaltung der PSNV-Bereitschaft im Landkreis Heidenheim ist und mit Unterstützung des Landkreises finanziert wird. Der Landkreis, die evangelische und die katholische Kirche übernehmen jeweils ein Drittel der entstehenden Personalkosten, die Kirchen kommen für die Sachkosten auf. Um den Kreis der Mitwirkenden, die Gremienarbeit, die Aufgaben der Koordinationsstelle, der Träger, Partner und Anbieter, die Aus- und Fortbildung sowie die Finanzierung zu regeln, wurde nun im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung die Arbeitsgemeinschaft PSNV im Landkreis Heidenheim gegründet.

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft verpflichten sich, die PSNV nach ihren Möglichkeiten finanziell zu unterstützen. Der Landkreis gewinnt mit der Koordinationsstelle einen verlässlichen Ansprechpartner für die wichtige Aufgabe der psychosozialen Unterstützung seiner Einwohnerinnen und Einwohner, sowohl in der Regelversorgung als auch im Hinblick auf die Planung und Vorbereitung für denkbare Katastrophenszenarien. Es ist zudem zu erwarten, dass die Rolle der PSNV innerhalb des Katastrophenschutzes im Rahmen der geplanten Novellierung des Landeskatastrophenschutzgesetzes an Bedeutung gewinnen wird.

Landrat Peter Polta sagte bei der heutigen Unterzeichnung der Vereinbarung im Landratsamt durch den Landkreis Heidenheim, den Evangelischen Kirchenbezirk Heidenheim, das Katholische Dekanat Heidenheim, den Kreisverband Heidenheim e.V. des Deutschen Rote Kreuz sowie den Kreisfeuerwehrverband Heidenheim e.V.: „Das ist ein guter Tag für all diejenigen, die im akuten Fall die PSNV benötigen – und das können wir alle sein. Mit der nun unterschriebenen Vereinbarung stellen wir das Fortbestehen der PSNV im Landkreis im gemeinsamen Miteinander sicher. Dafür gebührt allen Beteiligten mein ausdrücklicher Dank!“

Pfarrer Rolf Wachter, Leiter der Notfallseelsorge, zur Bedeutung der Koordinationsstelle: „Sowohl Einsatzkräfte als auch Betroffene profitieren im Unglücksfall von einer schnellen und zuverlässig verfügbaren psychosozialen Unterstützung. Mit der Koordinationsstelle wird der notwendige Rahmen und Freiraum geschaffen, um die PSNV zukünftig noch zielgerichteter weiterentwickeln und die Vernetzung mit allen Akteuren vertiefen zu können.“

DRK-Kreisgeschäftsführer Mathias Brodbeck: „Der Kriseninterventionsdienst im DRK richtet sich nicht nur an Betroffene von schwierigen Einsatzlagen, Unglücken und Katastrophen, sondern auch an die Einsatzkräfte selbst. Ehrenamtliche und hauptamtliche Helferinnen und Helfer sind immer wieder großen Belastungen ausgesetzt, weshalb die psychosoziale Betreuung auch „intern“ wichtig ist.“

Hans-Frieder Eberhardt, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Heidenheim: „Mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zur PSNV verpflichten sich alle Mitwirkenden und Partner, gemeinsam für die Zukunft und die damit verbundene Weiterentwicklung der PSNV einzustehen. Dies ist für unseren Landkreis und für alle, die irgendwann die Hilfe und Unterstützung der PSNV benötigen, ein großer Schritt und folgt exakt dem Motto des diesjährigen Blaulichtgottesdienstes in Gerstetten: ‚Hand in Hand – Zusammen sind wir stark!‘.

Um Menschen im Landkreis zu helfen, haben verschiedene Hilfsorganisationen einen Vertrag unterzeichnet.
Landratsamt Heidenheim: Nach der Vertragsunterzeichnung: Vordere Reihe v. l.: Dekan Gerd Häußler (ev. Kirche), Landrat Peter Polta, Hans-Frieder Eberhardt (Vorsitzender Kreisfeuerwehrverband Heidenheim), Pfarrer Tuan Anh Le (kath. Kirche). Zweite Reihe v. l.: Pfarrer Rolf Wachter (Leiter der Notfallseelsorge, ev. Kirche), Pastoralreferent Thomas Haselbauer (Leiter der Notfallseelsorge, kath. Kirche), Mathias Brodbeck (DRK-Kreisgeschäftsführer), Michael Zimmermann (Kreisbrandmeister und Leiter Fachbereich Brand- und Katastrophenschutz, Landratsamt Heidenheim).

232/2024

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